
Bundesarchiv, Bild 183-R97512 / Fotograf: Unbekannt; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Als der Reichsführer SS Heinrich Luipold Himmler (1900–1945) beschließt, wichtige Teile der SS-Verwaltung von München nach Berlin zu verlegen, wird mit dem Einzug der SS 1934 aus dem Hotel „Prinz Albrecht“ in der Prinz-Albrecht-Straße 9 das „SS-Haus“. Zeitgleich mietet die SS das Prinz-Albrecht-Palais an.
1933 beginnt der Aufbau des Geheimen Staatspolizeiamtes in der Prinz-Albrecht-Straße 8. Seit 1933 befindet sich hier der Sitz der geheimen Staatspolizei (Gestapo). Im September 1939 werden SD, Gestapo und Kriminalpolizei zum Reichssicherheitshauptamt zusammengelegt. Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), die obersten Führungsstellen des Sicherheitsdienstes (SD) des Reichsführers SS Himmler, haben nun ein zentrales Dienstgebäude. Die Postadresse des RSHA, Himmlers, seines persönlichen Stabes und Reinhard Heydrichs (1904–1942), Chef der Gestapo und Leiter des RSHA, ist somit die Prinz-Albrecht-Straße 8.

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Zusätzlich zum Prinz-Albrecht-Palais fallen dessen Nebengebäude sowie die Gebäude Wilhelmstraße 103/104, später auch die Wilhelmstraße 106 an den Sicherheitsdienst der SS.
1932 kauft der nationalsozialistische Verlag „Der Angriff GmbH“ das 1903 als Geschäftshaus erbaute Gebäude Wilhelmstraße 106 und mietet 1933 in der Wilhelmstraße 107 noch zusätzliche Räume an. 1934 muss der Verlag Konkurs anmelden, die Zeitung bleibt weiterhin erhalten, ihre Redaktion zieht jedoch in die Zimmerstraße um. Nach dem sogenannten Röhmputsch zieht sein Nachfolger, Viktor Lutze, in das Gebäude Wilhelmstraße 106. Es wird Sitz der SA-Führung Berlin-Brandenburg, die es bis 1938 nutzt. 1937 übernimmt der SD das Gebäude.
Fuhrpark
Der Hinterhof der Gebäude Wilhelmstraße 105/106 wird für den Fuhrpark genutzt. Ergänzt wird der SS-Verwaltungskomplex durch das Gelände der Prinz-Albrecht-Straße 9: Hier zieht die SS-Verwaltungszentrale ein. In die Wilhelmstraße 102 zieht der Sicherheitsdienst (SD) ein. Behelfsbauten werden auf dem Gelände errichtet, 1936 kommt ein Garagentrakt mit einem zweistöckigen Bau für die Fahrbereitschaft hinzu. 1941 entsteht auf der Gartenseite der Prinz-Albrecht-Straße ein oberirdischer Luftschutzbunker.
Vernehmungen und Folter im Hausgefängnis

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Es findet ein Ausbau des Gestapo-„Hausgefängnisses“ im Sockelgeschoss des Südflügels der Prinz-Albrecht-Straße 8 statt, das 1933 mit 20 Zellen eingerichtet und 1936 um einen Zellentrakt mit 17 Einzelzellen und einer Gemeinschaftszelle erweitert wird. Etwas später erfolgt der Ausbau des zwischen den Zellentrakten gelegenen Aufenthalts- und Warteraums der Häftlinge zu einem „luftangriffssicheren Schutzraum“.
Eine neue Bebauung des Geländes lehnt Speer mit Hinweis auf den Denkmalschutz ab. Er will die Nord-Süd-Achse nicht nur als Straße der Ministerien und Verwaltungsbauten gestalten, sondern den größeren Teil für Privat- und Geschäftsbauten nutzen.
Von diesem Gelände aus wird die nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik nicht nur bürokratisch gesteuert, die Einsatztruppen für die folgenden Massenermordungen von Juden und politischen Gegnern ausgewählt – hier finden Vernehmungen und Folter statt. Da das hauseigene Gefängnis nur für rund 50 Gefangene ausgelegt ist, ist die Verweildauer der Häftlinge beschränkt. Entweder sie sterben an den Folgen von Folter und Haft oder sie werden in andere Gefängnisse und Konzentrationslager weitergeleitet.
Enteignung
Im November 1944 wird das Palais durch Bomben stark beschädigt. Die Sowjetische Militäradministration enteignet den Privatbesitz der Hohenzollern, die Ruine des Palais und sein Grundstück gehen in den Besitz der Stadt Berlin über.
1951 erfolgt die Umbenennung der Prinz-Albrecht-Straße in Käthe-Niederkirchner-Straße, 1956 der Abriss des Gebäudes Prinz-Albrecht-Straße 8.
Verdrängung der Geschichte
Nach dem Bau der Mauer (1961) vermietet die Stadt Berlin 1965 den im Westen liegenden Teil des Areals an Schuttfirmen und an ein Autodrom. Das Gelände wird, sich selbst überlassen, zu einer blühenden Brache in der Mitte Berlins. Die Geschichte des Ortes wird bis zur Eröffnung der Gedenkstätte Topographie des Terrors im Jahr 2010 verdrängt.
- Altmann, Gerhard (2015): Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), in: Berlin, in: Lemo (Lebendiges Museum online), Lemo
- Kurz, Clemenz (2017): Verschollene Orte: Das „Prinz-Albrecht-Palais“, in: Clemens Kurz Stadtspaziergänge“, 08.01.2017, Website
- Nippert, Erwin (1988): Prinz-Albrecht-Strasse 8, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, DNB
- Rürup, Reinhard (Hrsg.) (2004): Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem „Prinz-Albrecht-Gelände“ ; eine Dokumentation / [Stiftung Topographie des Terrors, Internationales Dokumentations- und Begegnungszentrum], DNB
- Schittenhelm, Karin (1996): Zeichen, die Anstoß erregen: Mobilisierungsformen zu Mahnmalen und Außenskulpturen. Westdeutscher Verlag, Oplanden, DNB
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Standort | Wilhelmstraße 40 |
Architekt(en) |
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Erbaut | 1934-1939 Um-, Neu- und Ergänzungsbauten |
Zustand | beschädigt 1944, abgerissen 1949 |
Nutzer |
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Vorgänger | Prinz Albrecht Palais (Palais Vernezobre) |
Nachfolger |
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