
Bundesarchiv, Bild 183-1992-0430-511 / Fotograf: Unbekannt; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Von der Berliner Gesandtschaft des Johanniterordens zum Bundesministerium für Arbeit und Soziales
1737 als Residenz des preußischen Generalmajors Karl Ludwig Truchsess von Waldburg an der Nordwestecke des Wilhelmplatzes (Nr. 8–9) als zweigeschossiger barocker Bau mit Mansarddach von Jean de Bodt errichtet, dient das Gebäude Ecke Wilhelmplatz und Wilhelmstraße ab 1738 als Sitz der Berliner Gesandtschaft des Johanniterordens.

Architekturmuseum TU-Berlin, Inventarnr. 45570
Mit Auflösung des Ordens 1811 geht es in den Besitz des preußischen Staates über und wird von Karl-Friedrich Schinkel im klassizistischen Stil 1828 umgebaut. Als der Orden 1853 neu gegründet wird, finden hier die Gründungsfeierlichkeiten statt. Prinzen des Hauses Hohenzollern dient es als Wohnsitz, bis es nach dem Ersten Weltkrieg Objekt eines langwierigen Rechtsstreits zwischen dem Haus Hohenzollern und dem Freistaat Preußen wird.
Vereinigte Presseabteilung/Auswärtiges Amt (Preußischer Staat)
Der Freistaat gewinnt den Rechtsstreit und das Palais wird Sitz der Vereinigten Presseabteilung der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes. 1934 verkauft der Preußische Staat das Palais an das Deutsche Reich.
Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Deutsches Reich)

Bundesarchiv, Bild 146-1971-071-63 / Fotograf: Otto Hagemann; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Für das ständig expandierende Ministerium wird das Grundstück des ehemaligen Kolonialministeriums in der Wilhelmstraße hinzugenommen sowie 1937–1940 ein Neubau in der Mauerstraße errichtet, abermals durch den Architekten Reichle. Dessen einhundert Meter lange Fassade aus monumentalem Naturstein schmücken zwei mit Reichsadler und Hakenkreuz versehene Eckpfeiler.
Neubau und Quergebäude bilden einen zweiten Hof in Richtung Ost-Westen, der an Trostlosigkeit kaum zu überbieten ist. Im Gegensatz zum westlichen, als Garten gestalteten, Hof ist der östlich gelegene eine Steinwüste. Eine Bepflanzung ist unmöglich, weil unter diesem Hof die Tiefgarage des NS-Ministeriums liegt. Da zu dieser Zeit die Verbreiterung der Mauerstraße geplant ist, liegt die Straßenfassade des Gebäudes von der Straßenflucht zurückgesetzt.
© Christoph Neubauer
Im März 1933 richtet Joseph Goebbels Ecke Wilhelmplatz und Wilhelmstraße sein Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda im Ordenspalais ein, das sich für ihn schnell als zu klein und nicht repräsentativ genug erweist. 1934 wird es durch einen Neubau im Garten des Palais erweitert. Sein Hauptzugang bleibt am Wilhelmplatz. Die Umgestaltung wird zwischen 1934 und 1942 in mehreren Bauabschnitten nach Plänen des Geheimen Regierungsrats Karl Reichle vorgenommen. Er lässt das Haus des Hofmarschalls auf dem Wilhelmplatz 8 komplett umgestalten und in die Fassade zwei zusätzliche Bögen einfügen und sie so an die des Palais im Stile Schinkels angleichen.

Bundesarchiv, Bild 183-H29353 / Fotograf: Unbekannt; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Noch in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wird das historische Palais durch eine Luftmine zerstört, seine Ruine 1949 abgetragen, die während des NS entstandenen Gebäudeteile werden beschädigt, jedoch nach dem Krieg wieder rekonstruiert.
Ministerium für Medienpolitik (Deutsche Demokratische Republik)

Bundesarchiv, Bild 183-S88848 / Fotograf: Igel; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Der Erweiterungsbau im Garten des Palais kann weiter genutzt werden: Ab 1947 zieht in dieses Gebäude, seit September 1964 mit der Adresse Otto-Grotewohl-Straße 49, die Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik ein, ein Zusammenschluss der Parteien und Massenorganisationen der DDR. So sorgt die Regierung der DDR mit dem Einzug des Ministeriums für Medienpolitik in das Gebäude des ehemaligen Propagandaministeriums auch bei der Nutzung für Kontinuität. In die Architektur des Gebäudes wird kaum eingegriffen.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Bundesrepublik Deutschland)

Bundesarchiv, Bild 183-S98822 / Fotograf: Richter; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Seit 1999 ist das Gebäude Sitz des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Zu dessen Gesamtkomplex gehört auch das „Kleisthaus“ in der Mauerstraße 53, das 1912–1913 vom Architekten Bodo Ebhardt für das Bankhaus von der Heydt & Co. erbaut wird. Seine Fassade wird bestimmt von einem mit einem Dreiecksgiebel überdachten Mittelrisaliten und den die ihn gliedernden Kolossalpilaster in ionischer Ordnung. Die Fassade ist mit Muschelkalk verkleidet. Im Sockelgeschoss sind die einzelnen Steinlagen stark rustiziert, während die Obergeschosse nur durch die Muschelkalkplatten selbst gegliedert sind. Aus der Fassade herausstehende rustizierte Steine lockern die Fassade jedoch wieder auf.
Ein Doppelrelief-Portrait von Heinrich von Kleist, kombiniert mit einer Amazonendarstellung sowie eine an den Dichter erinnernde bronzene Relieftafel, sämtlich von dem Bildhauer Georg Kolbe (1877–1947)) gefertigt, schmücken das Haus.
Kleist selbst wohnte nie in diesem Haus, jedoch in seinem Vorgängerbau. Ab 1936 wird das Gebäude von der Deutschen Landesbankenzentrale genutzt und 1942 in den Komplex des Propagandaministeriums eingegliedert. Während der DDR-Zeit hat hier das DRK seinen Sitz.
Von 1997 bis 2000 baut der Architekt Josef Paul Kleihues das als Baudenkmal gelistete Gebäude um. Ein über zwei Brücken mit dem ehemaligen Propagandaministerium verbundener kleiner Neubau schließt nun den südlichen Hof ab. Ein Neubau entsteht zwischen 2003 und 2007 an der Mohrenstraße 65; entworfen von den Architekten Josef Paul Kleihues und Norbert Hensel schließt er die Lücke im Komplex des Bundesministeriums.

© Marlen Wagner
Der Haupteingang des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales liegt heute an der Wilhelmstraße 49 im ehemals 1885 errichteten Ordenspalais.
- Demps, Laurenz (1994): Berlin-Wilhelmstraße. Eine Topographie preußisch-deutscher Macht, DNB
- Meyer, Ulf (1997): Neuer Geist in alten Häusern. Alle Katastrophen überdauert. Der Bundesarbeitsminister bezieht das Gebäude des Ex-Propagandaministeriums von Goebbels, in: Berliner Zeitung, 28. Mai 1997, Berliner Zeitung
- Neubauer, Christoph (2010): Stadtführer durch Hitlers Berlin. Gestern & Heute. Frankfurt (Oder), Atelier Neubauer
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Standort | Wilhelmstraße 48 |
Architekt(en) |
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Erbaut | 1737 |
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Nachfolger | Grundschule auf dem Gelände des ehemaligen Ordenspalais |