Fotograf: Waldemar Titzenthaler, [Public domain], via Wikimedia Commons, Lizenz Public Domain Mark 1.0
Wertheim beauftragt den Architekten Alfred Messel (1853–1909), eines der größten Warenhäuser Europas mit 250 Metern Kaufhausfassade zu errichten.

Architekturmuseum TU-Berlin, Inventarnr. F9220
Die Bauabschnitte 1–3 finden in den Jahren 1896 bis 1906 statt; der vierte Bauabschnitt beginnt erst nach dem Tod Messels und wird von dem Architekten Heinrich Schweitzer (1871–1953) betreut. Wertheim kennt Messel schon als Architekten seines Kaufhauses in der Oranienstraße, das nach französischem Bautypus mit horizontal gegliederter Front 1893 entworfen wird.

Architekturmuseum TU-Berlin, Inventarnr. B3258041
Messel entwickelt die Architektur des Kaufhauses in der Leipziger Straße aus der Funktion des Gebäudes selbst heraus. So prägen z. B. die konstruktionsbedingten schmalen, an die Gotik angelehnten Pfeilerreihen der hohen Innenräume auch die Außenfassade.
Im Zentrum des Gebäudes entsteht ein 24 Meter hoher Lichthof.

Architekturmuseum TU-Berlin, Inventarnr. ZFB 56.009
Die Innenausstattung genügt auch noch den höchsten Kundenerwartungen: Vergoldeter Reliefschmuck in den Verkaufsräumen, die Decken ruhen auf marmorverkleideten Säulen. Der „Kunst am Bau“ wird Rechnung getragen durch eine ca. sechs Meter hohe Plastik der „Arbeit“ von Ludwig Manzel auf der repräsentativen Treppe in die oberen Verkaufsetagen.
Monumentale Fresken eines antiken Hafens von Max Koch und eines modernen Hafens von Fritz Gehrke schmücken Wandflächen. Nach mehreren Erweiterungen verfügt das Kaufhaus 1927 über eine Nutzfläche von 106 000 Quadratmetern.

Architekturmuseum TU-Berlin, Inventarnr. ZFB 56.009
Auf den Grundstücken Voßstraße 24 bis 32, auf denen bisher Adelsvillen stehen, entsteht nach deren Abriss die Anlieferungszone für das neue Kaufhaus. Damit war der von Bismarck gewünschte Status dieser Straße als Straße des Regierungsviertels endgültig verloren, sie war gerade gut genug für die Anlieferungszone eines Kaufhauses, das seinen Haupteingang am Leipziger Platz hatte. Der Versorgungsbereich grenzte direkt an das Reichsverkehrsministerium. Der Bau eines Kaufhauses in gerade dieser Straße demonstrierte erneut die Macht, die die Wirtschaft nun verkörpert.
© Christoph Neubauer
Nach der Machtergreifung Hitlers wird das Unternehmen schrittweise „arisiert“, 1937 tritt Georg Wertheim aus dem Konzern aus. Das Unternehmen, nun vollständig „arisiert“, wird in Allgemeine Warenhandels-Gesellschaft (AWAG) umbenannt.
Ende Januar 1944 wird der Wertheim-Komplex zum Teil zerstört. Die im damaligen Ostsektor stehenden Wertheim-Gebäude werden nach 1945 enteignet, die Ruine 1955/56 abgerissen, um einen freien Grenzstreifen an der Sektorengrenze zu schaffen.
- Demps, Laurenz (1994): Berlin-Wilhelmstraße. Eine Topographie preußisch-deutscher Macht, DNB
- Fischer, Erica/Ladwig-Winters, Simone (2007): Wertheim – Geschichte eines Warenhauses Geschichte einer Familie, Reinbek, DNB
- Ladwig-Winters, Simone (1997): Die Wertheims. Geschichte einer Familie, Reinbek, DNB
- Neubauer, Christoph (2010): Stadtführer durch Hitlers Berlin. Gestern & Heute. Frankfurt (Oder), Atelier Neubauer
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Standort | Leipziger Platz 12 |
Architekt(en) |
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Erbaut |
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Zustand |
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Ensemble |
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Vorgänger | Adelspalais der Voßstraße 24 bis 32 |
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Auftraggeber | Georg Wertheim |