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Das zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz liegende Stelenfeld mit dem unterirdischen Ort der Information ist mit 19 000 Quadratmetern die zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands. Als Ort der Erinnerung und des Gedenkens an die ermordeten Juden Europas wird das von dem New Yorker Architekten Peter Eisenman entworfene Denkmal am 10. Mai 2005 nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht. Im Westen des 2 711 Stelen umfassenden Feldes werden 41 Bäume gepflanzt, die einen Übergang zum Tiergarten schaffen.
Alle Stelen haben eine Breite von 0,95 und eine Länge von 2,38 Metern; ihre Höhe variiert zwischen 0 bis 4 Metern, ihr Abstand im Raster zueinander beträgt immer 0,95 Meter. Angeordnet auf welligem Boden bieten die Fluchten zwischen den Stelen keinen gradlinigen Weg – trotz der scheinbaren Strenge ihrer Anordnung.
Eisenmans Entwurf setzt sich ab von der Konzeption des traditionellen Denkmals, welches sich erschließt, indem es gesehen wird. Zwischen Sehen und Verstehen gibt es keine zeitliche Differenz, das Verstehen erfolgt unmittelbar.
Eingedenk der Unfassbarkeit des Holocaust und der Unmöglichkeit, ihn zu darzustellen, wählt Eisenman einen anderen Weg und beschreibt ihn für dieses Denkmal folgendermaßen:
„In unserem Denkmal gibt es kein Ziel, kein Ende, keinen Weg hinein oder heraus. Die Zeit der Erfahrung des Individuums gewährt kein weiteres Verstehen, denn ein Verstehen ist nicht möglich.“
Die Diskussion des Denkmals verläuft in Öffentlichkeit und Presse äußerst kontrovers. Angesichts „authentischer“ Holocaust-Gedenkstätten sei dieses Denkmal völlig unnötig und pure Geldverschwendung, bemängeln die einen. Andere stört, dass sich dieses Denkmal nicht von selbst versteht und fordern Erklärungen ein.
Allein im Jahr seiner Eröffnung besuchen 3,5 Millionen Menschen aus aller Welt das Denkmal, ein Besucherstrom, der seither nicht abreißt.
Umstritten ist, wie angesichts der hoher Besucherzahlen den Folgen touristischer Bedürfnisse umgegangen werden soll. So steht ein von Anrainern an das Denkmalgelände bereitgestelltes Angebot in Form von temporären Pavillons lange in der Kritik. Es stellt sich die Frage, ob das Denkmal als Bauwerk und „Solitär“ in ein Ensemble passen kann oder sollte.
Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas hat gemäß ihrer Satzung auch die Aufgabe, dazu beizutragen, ein würdiges Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus sicherzustellen. Der unterirdische Ort der Information bietet in mehreren Themenräumen Hintergrundinformationen und Dokumente in Text, Foto und Film. Zwei Datenbanken – das Yad-Vashem-Portal und das Onlineportal des Bundesarchivs – ermöglichen individuelle Recherchen.
- „Historisches Pflaster – Denkmal für den 17. Juni 1953 in Berlin eingeweiht“, baunetz, 16.06.2000, baunetz
- Peter Eisenman über das Denkmal (übersetzt von Dr. Günter Schlusche), Stiftung Denkmal
- Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Website
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Standort | Cora-Berliner-Straße 1 |
Architekt(en) | Peter Eisenman |
Erbaut | 2005 |
Zustand | Neubau |
Nutzer | Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas |
Auftraggeber | Deutscher Bundestag |